Ausreden: Feige, ängstlich oder einfach nur die Nase voll?

Manchmal ist es auch das Gesamtpaket.

Ausreden

Ausreden klingen oft so:"Ich traue mich nicht, nein zu sagen", "Es wird nur Ärger geben, wenn ich meine Meinung sage" oder "Wenn ich das sage, dann gibt es noch mehr Probleme". Streng genommen ist das feige und/oder ängstlich und im besten Fall hat man irgendwann die Nase voll.

Das sind keine Argumente, es sind nur Ausreden. Sätze, die man sagt, um es gar nicht erst zu probieren, um der Gefahr der Veränderung zu entgehen, denn so merkwürdig es klingt: zunächst verbinden die meisten Menschen nichts Positives mit Veränderung. 

Theoretisch möchte man diese zwar, es wäre toll, wenn man sich wieder auf die eigene Arbeit konzentrieren kann oder dem Kollegen endlich sagt, dass die Zusammenarbeit so nicht mehr funktioniert, aber praktisch scheuen viele Menschen diesen Weg, denn insgeheim wissen wir, dass es dazu einer neuen Verhaltensweise bedarf. Nicht bei unseren Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden, sondern bei uns selbst. Andere Menschen können wir nicht verändern, doch bei uns selbst können wir ansetzen, andere und neue Wege gehen, über unseren Schatten springen und Dinge sagen, die wir uns bisher nicht gewagt haben. 

Wichtig ist die Entscheidung, es zu tun, der unbedingte Wille und es wird nicht allzu lange auf sich warten lassen, bis es Freude macht, weil die ersten Erfolge nicht lange auf sich warten lassen und man merkt, wie positiv es sich anfühlt, wie gut es tut, wenn man endlich nein sagen kann, sofern man es ebenso meint. Unangehmen? Vielleicht mag es kurzfristig der Fall sein, wenn es um die Steuererklärung geht und die Strafe, die bei Nicht-Erledigung gezahlt werden muss, aber Verhaltensweisen langfristig zu ändern, setzt ein unbedingtes wollen voraus. Wollen Sie? Wirklich? Sind Sie bereit, sich anzusehen, wo Sie stehen, wohin Sie wollen, welche Hürden es zu bewältigen gilt, um am Ende ein nein ohne schlechtes Gewissen zu sagen, ein ja, weil Sie es so meinen? Wenn ja, dann erkennen Sie Ihre eigenen Ausreden, werden sich ihrer bewusst und haben den Mut, sie nicht mehr zu benutzen. 

Ausreden sind einfach nur Ausreden.

Ausreden

Wer erkannt hat, das Ausreden oft nur feige sind und man die falsche Harmonie aufrecht erhalten möchte, der wird sie an manchen Stellen unterlassen. Hoffentlich. :) Wenn Sie sich wichtig sind, wenn Sie klar ein nein äußern wollen, dann ist dies für einige Zeit eine der obersten Prioritäten und genau dorthin gehen dann auch Ihre Aufmerksamkeit, Zeit und Energie. Vielleicht haben Sie dieses erste Kapitel gelesen und gedacht „Naja, wenn das alles so einfach wäre“ oder „Ach, die Übungen überspringe ich, das brauche ich nicht“. 

Sind das Ausreden? Vielleicht weil Sie sich noch nicht vorstellen können, dass Sie wirklich nein sagen, vielleicht aber auch, weil Sie nicht anfangen möchten, an sich zu arbeiten. Vielleicht warten Sie jedoch auch auf den ultimativen Tipp. Es gibt Anregungen, Optionen, Vorschläge, doch Sie haben auch hier die Wahl zu sagen: „Ich muss jetzt alles lesen, weil ich nein sagen möchte“ oder aber „Ich will mich mit diesem Thema beschäftigen, ich habe Lust, nein zu sagen, ich fange jetzt mit den Übungen an und sehe, was sich bewegt.“

Ausreden sind die schlechteste Art, nein zu sagen: zu sich und dem, was ein Ja für Sie bewirken kann. 

„Aber manchmal ist es leichter, eine Ausrede zu benutzen, als dem anderen die Wahrheit zu sagen.“ Stimmt. Und dann ist man wieder ein Schritt weiter, weil man sich genau darüber bewusst ist, es als Ausrede erkennt und sich für diesen Weg entscheidet. 

Der innere Dialog

Sogenannte „Ausreden“ sind oft aber auch die innere Stimme, die, so schätzen Psychologen, wir ca. 40.000 - mal am Tag in Aktion treten lassen, oft unbewusst, was nicht sehr hilfreich auf dem Weg des Nein-Sagens ist. Unsere innere Stimme kann ein guter Gradmesser in Hinblick auf das Selbstwertgefühl sein. Dieser innere Dialog zeigt sehr klar, was man über sich denkt. 

Wer Beweise für das innere Stimmenkonzert sucht, der stelle sich folgende Situationen vor:

  • Nachdem Sie eben stehend in der Teambesprechung fünf Minuten über die aktuelle Situation in der Abteilung sprachen, kommt in der Pause ein Kollege auf Sie zu und macht Sie auf den geöffneten Reißverschluss Ihrer Hose aufmerksam. 

  • Sie kommen zu einem Gespräch mit Ihrem Vorgesetzen 15 Minuten zu spät. 

  • Sie stolpern in der überfüllten Fußgängerzone. 

  • Ihr Vermieter bittet Sie per Brief dringend um einen Anruf. 

  • Eine Kollegin hat Sie heute in der Kantine gesehen, aber nicht gegrüßt.

  • Als Sie heute in die Kaffeeküche betraten, beendeten Ihre Kollegen das Gespräch.

    Gedankenkarussell 

In all diesen Situationen passiert etwas, das peinlich sein könnte oder unangenehm oder ein Ereignis, von dem man nicht weiß, wie man damit umgehen soll: der innere Dialog nimmt Fahrt auf, doch leider nicht immer zu unseren Gunsten:

  • „Himmel, das ist peinlich, wie stehe ich denn nun vor meinen Kollegen da? Ich bin ein echter Idiot, das mir das nur passieren konnte!“

  • „Ich bin ungeschickt, dass ich sogar schon in der Stadt hinfalle, es ist nicht auszuhalten mit mir.“

  • „Ich habe keine Ahnung, was mein Vermieter will. Sicher etwas sehr Schlimmes, vielleicht habe ich vergessen meine Miete zu zahlen, oder will er mir kündigen?“

  • „Keine Ahnung, was ich ihr jetzt schon wieder getan habe. Ständig mache ich alles, damit sie freundlich zu mir ist, aber ich scheine es wohl nicht wert zu sein, dass sie mich grüßt.“ 

  • „Meine Kollegen beenden das Gespräch, wenn ich den Raum betrete. Es kann nur heißen, dass Bernd ihnen erzählt hat, dass ich heute rechtzeitig Feierabend machen will, jetzt lästern sie sicher über mich.“

Beachten der inneren Stimme

Selbstgespräche kann man auf zwei Wegen nutzen. Zum einen sind sie der Gradmesser, der uns deutlich macht, was wir über uns denken. Zum anderen kann man sie nutzen, um am Selbstwert zu arbeiten. 

1.   Nehmen Sie Ihre innere Stimme zur Kenntnis. Beachten Sie, in welchen Situationen Sie weniger gut über sich denken und hinterfragen, ob das richtig ist. 

2.   Wenn der geöffnete Reißverschluss peinlich ist, ist das so. Aber ist es auch richtig, dass man deshalb ein Idiot ist? Es ist peinlich, es ist ein Missgeschick passiert, mehr nicht. 

3.   Verändern Sie die innere Stimme. „Mir war etwas peinlich, das ist o.k.! Ich werde beim nächsten Mal vorher meine Hose überprüfen“. Achten Sie darauf, dass Sie nicht negativ formulieren, wie z.B. „Ich will nicht, dass mir das noch einmal passiert“.

Ausreden und die innere Stimme geben sich oft die Hand und gar nicht selten ist man überhaupt nicht mehr in der Lage, sie zu unterscheiden. Das macht weiter nichts und man sollte sich auf dem Weg des Nein-Sagens nicht im Detail verlieren. Mit dem drei Schritten des „Wahrnehmens, akzeptieren und verändern“ sind Sie in der Lage, demnächst anders, positiver und selbstbewusster zu denken und zu fühlen. Das wird langfristig sehr hilfreich auf Ihrem Weg sein. Nicht nur zu einem Nein.

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